Eine Übung für Fortgeschrittene: Kooperation und Vernetzung
Kirche koordiniert sich
Institutionen wie Kirche eignen sich ausgewählte Instrumente oder Koordinierungsformen an, die für ihren Erhalt, die Steuerung und Weiterentwicklung dienlich sind. Die Bedeutsamkeit der Form einer Organisation lässt sich schon allein daran ablesen, dass in den letzten 50 Jahren zahlreiche interne Organisationsberatungseinrichtungen geschaffen wurden. Innerhalb der Kirche identifiziert der Organisationsberater Leo Baumfeld vier bedeutsame, basale Koordinierungsformen: die vertrauteste Form darunter ist die hierarichisch aufgestellte Organisation, die per Anweisung über Ressourcen, Strategie, Organisationsentwicklung, Kommunikation, Personal und Controlling entscheidet. Daneben braucht die Organisation aber auch Gemeinschaften als Koordinierungsform, deren Stärke die Ermöglichung von Zugehörigkeit, Loyaliät und Vertrauen ist. Bedeutsam werden ferner sogenannte 'Inseln der Partnerschaft', weil für die Mitarbeitenden die Erfahrung der Teilhabe und Begegnung auf gleicher Augenhöhe eine wichtige Motivation für die Übernahme von Verantwortung darstellt. Solche Inseln sind Kooperationen und netzwerkartige Kooperationssysteme. Netzwerkarbeit klingt wie ein attraktiver Modebegriff und Kooperation scheint für Manche schon eine vertraute Übung. Bei genauerem Hinsehen nud Reflektieren sind beides jedoch keine Selbstverständlichkeiten oder banale Übungen, sondern Koordienierungsformen für Fortgeschrittene.
Kennzeichen einer Kooperation
Eine Kooperation ist die freiwillige Vereinbarung zum Zusammenwirken von mindestens zwei autonomen Akteuren. Die Kooperationspartner verfolgen ein gemeinsames Ziel (Nutzen), für das sie unterschiedliche Ressourcen oder Tauschoptionen einbringen. Wesentlich für die zeitlich definierte Zusammenarbeit ist die Begegnung der Akteure auf Augenhöhe.
Vereinbarungen und Rahmen zur Kooperation
Das Gelingen einer Kooperation basiert auf klaren Vereinbarungen über den Rahmen, die Zusammensetzung der Aktuere und die Entscheidungsregeln. Unterschiedliche Partner bringen je eigene Tauschoptionen ein: Einer verfügt über personelle oder finanzielle Ressourcen, ein Anderer besitzt besondere Fachexpertise oder Beziehugnen, die dem gemeinsamen Vorhaben dienlich sind. Wieder andere haben Raum oder andere materielle Güter, die benötigt werden. Die Wahl der Partner ist wesentlich von den Zielen her zu bestimmen.
Entscheidungsfindung in einem Kooperationssystem geschieht durch Übereinkunft, das Aushandeln von gemeinsamen Zielen und der Übernahme von Verantwortlichkeiten. Die Beteiligten bedürfen einer klaren Delegation im Blick auf die Kooperation, um die Entscheidungsfähigkeit des Systems sicherzustellen. Gemeinsam getroffene Entscheidungen verpflichten die Akteure zeitlich befristet und auf ein abgegrenztes Themen-/Aufgabenfeld der Zusammenarbeit hin. Was die Partner in anderen Themen-/Aufgabenfeldern unternehmen, ist davon unbeschadet.
Weiche Faktoren und Haltungen
Sogenannte weiche Faktoren oder Haltungen tragen zum Gelingen von Kooperationen bei: Vertrauen in die Partner, Verlässlichkeit und Professionalität, die um die eigene Grenzen weiß. Transparenz bezüglich der verfolgten Ziele und eine geregelte wie offene Kommunikation helfen Irritationen zu vermeiden. Kooperationen und Netzwerkartige Kooperationen werden gesucht, um Innovation zu fördern, neue Erfahrungen zu generieren und das Risiko des Experimentierens zu verteilen. Mit der Hoffnung auf einen gemeinsamen Mehrwert, ist aber auch die Gefahr des Scheiterns verbunden. Konfliktfreudigkeit und Lösungsorientierung erweisen sich dabei als hilfreiche Eigenschaften.
Amerikanische Wissenschaftler haben für den Unternehmenskontext das Prinzip der "Institutionellen Beidhändigkeit" entdeckt. Unternehmen, die ihre Anschlussfähigkiet für die Zukunft sichern und den Wandel aktiv befördern wollen, setzen demnach auf unterschiedliche Koordinierungsformen. Für Kirche bedeutet dass, das die Organisation sich gezielt Erfahrungen anderer Koordinierungsformen, wie der Netzwerkarbeit oder Kooperationssysteme, zu Nutze macht, um die Prozesse der Transformation zu befördern.